Verurteilung der Krankenpflege?

„Ich könnte das nicht machen!“, bekommen wir oft zu hören. Ein kurzer Satz, der mich jedes Mal zum Nachdenken bringt. Was will man uns Pflegepersonal damit sagen? Ist das ein Lob, weil wir einen knochenharten, verantwortungsvollen Job ausüben oder eine abwertende Bewertung unseres Berufs?

Ich habe mich in der letzten Zeit sehr oft mit dem Thema „Ansehen der Krankenschwester, des Krankenpflegers in der Gesellschaft“ beschäftigt und musste leider mal wieder zu meiner Enttäuschung feststellen, die Menschen da draußen sind noch Lichtjahre davon entfernt unsere Leistungen adäquat einzuschätzen und zu beurteilen.
Die wenigsten wissen tatsächlich was wir jeden Tag leisten. Viele lassen sich dann auch noch durch diverse, völlig absurde Krankenhausserien, die inzwischen wie Pilze aus dem Boden schießen, beeinflussen. Fast jeder Sender hat heutzutage so eine Märchen-Soap von der heilen Krankenhauswelt, in der die Schwestern in Stöckelschuhen, Minirock und Rollkragenpullover durch fein geschmückte Flure laufen und nur das Ziel, einen Arzt zu heiraten, im Kopf haben.
Auch Patienten, die unter Umständen vielleicht sogar lange Zeit im Krankenhaus verbracht haben und sich nun als „Kenner“ unserer Branche ausgeben, täuschen sich gewaltig, wenn sie behaupten, sie wüssten was in unserem Beruf los ist.
Sie haben nur einen kleinen Teil unserer Arbeit, der sich in ihrem Patientenzimmer abgespielt hat, gesehen und wissen absolut gar nichts darüber was wir hinter den Kulissen bewältigen müssen. All die administrativen Tätigkeiten, Gespräche mit Angehörigen, Ärzten, Küchenpersonal, endlose organisatorische Telefonate, Lager- und Essenbestellwesen,  Anleitungen von Schülern, Praktikanten, emotionale Denkarbeit, unakzeptable Therapieansätze (Zucker lässt grüßen ;-)….. entgehen ihnen völlig.
Die meisten assoziieren unseren Beruf mit Waschen, Abführen, auf die Bettschüssel setzen, Popo sauber machen und natürlich dem  obligatorischen Spritzen, aber nicht mehr!
Wenn wir Glück haben, wird die Krankenpflege gerade mal mit „nett“, „hilfsbereit“, „höflich“ beschrieben, aber niemals mit fachlicher Kompetenz. Die haben natürlich nur die Ärzte! Den wenigsten ist klar, dass die Mediziner keinen einzigen Tag ohne uns im Krankenhaus überstehen würden. Wir sind diejenigen, die blöderweise nicht selten ärztliche Tätigkeiten übernehmen, ihre Souffleuse spielen, sie vor häufigen therapeutischen Fehlern bewahren, aber das wird natürlich bei der Antwort nach dem Ansehen des Krankenpflegepersonals völlig außer Acht gelassen. Es ist mir völlig unklar wie es dazu kommt, dass Ärzte laut neuesten Studien tatsächlich das HÖCHSTE Ansehen in unserer Gesellschaft genießen! Ich verstehen die Welt nicht mehr!

Was kann man gegen diese Ungerechtigkeit tun? Den Beruf durch Übernahme bestimmter ärztlicher Tätigkeiten aufzuwerten, halte ich persönlich nicht für sinnvoll. Das würde nämlich für uns bedeuten, dass wir noch weniger Zeit für unsere pflegerischen Aufgaben hätten, da wir  nebenbei auch weiterhin ausführen müssten. Außerdem käme ja auch noch mehr Verantwortung als ohnehin schon auf uns zu. Wir haben uns ursprünglich mit unserer Ausbildung für die Krankenpflege entschieden und sollten auch dabei bleiben, anstatt uns noch mehr Pflichten „auflasten“.
Das Problem an dem negativen Ansehen unseres Berufs in der Gesellschaft ist die Beurteilung durch Menschen, die keine Ahnung haben und sich dennoch eine Meinung, und zwar keine gute, erlauben.
Es müssten einfach viel mehr Informationen bezüglich unserer Aufgaben und Pflichten geben. Die Medien sollten wirklich immer wieder durch wahrheitsgetreue Reportagen die tatsächliche Realität, die unseren Beruf widerspiegelt darstellen.

Die Menschen sind aber nicht alle gleich und bei den Pflegenden ist es auch nicht anders und es gibt genügend schwarze Schafe unter uns, die nur Krankenschwester geworden sind, weil sie gewissen Klischees folgen wollen. Man kann natürlich kein hohes Ansehen erwarten, wenn man nicht mit der nötigen Professionalität seinen Beruf ausübt.

1 Gedanke zu „Verurteilung der Krankenpflege?“

  1. Hallo,
    Ich bin selbst Schülerin und habe mein Praktikum in einem Krankenhaus absolviert und habe selbst gesehen, wie anstrengend der Beruf einer Krankenschwester ist.
    Ich habe jetzt leider das Problem, dass ich eine Problemfrage bezüglich dieses Berufs brauche, die aktuell sein sollte und mir einfach nichts einfällt. Ich wollte fragen, ob sie mir vielleicht helfen können, bin nämlich am verzweifeln.
    Danke im voraus.

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