Burnout-Syndrom in Pflegeberufen

Ausgebranntsein – oder Burnout-Syndrom (engl. to burn out: ausbrennen) bezeichnet eine besondere berufliche und / oder familiäre Erschöpfung*.
Ist es nur ein in der letzten Zeit häufig benutztes Schlagwort der Medien oder doch ein gefährliches Übel, das besonders oft die „helfenden Berufe“ betrifft? Ich denke die Antwort kann ich mir ersparen, es ist jedem ganz klar, mit diesem Thema ist nicht zu spaßen!
Warum sind aber überwiegend die sozialen Berufe (Krankenpflegepersonal, Ärzte, Lehrer, Erzieher, Sozialarbeiter) davon betroffen?Das liegt wohl an der extrem hohen Arbeitsbelastung, schlechten Arbeitsbedingungen, ständiger Frustration, mangelnder Anerkennung, Überstunden, dem Nichterreichen gesetzter Ziele oder auch den viel zu hohen Erwartungen an die eigene Person. Hinzu kommt der extrem hohe und immer wachsende Druck und Erwartungen von allen Seiten (Vorgesetzte, Arbeitskollegen, neue Aufgaben, Ärzten, Patienten, Angehörigen, …). Außerdem hat jeder von uns ja auch noch eine Familie sowie Freunde und auch hier will man sich von der besten Seite zeigen und Höchstleistungen vorweisen. Auch, wenn wir uns manchmal völlig übernehmen, versuchen wir unserem Helfersyndrom zu folgen und alle Freizeitaktivitäten, Haushalt, das Rollenverhalten im sozialen Umfeld mit dem Schichtdienst zu vereinbaren. Wie man sieht, ist also unsere Gesellschaft sehr schnelllebig und noch dazu anspruchsvoll geworden; wenn man dann auch noch die Persönlichkeit hat, die zu einem gewissen Perfektionismus neigt, ist Burnout nicht weit entfernt. Auch die Stärksten halten dieses Niveau und Tempo über einen längeren Zeitraum nicht aus.

In der Anfangsphase versuchen die Betroffenen noch zu „kämpfen“ und fallen z.B. durch den Verzicht auf Erholungs- und Entspannungsphasen, Nichtbeachten eigener Bedürfnisse, Hyperaktivität, vermehrtes Engagement für bestimmte Ziele, chronische Müdigkeit, Konzentrationsschwäche auf. Sie versuchen dann sogar die sozialen Kontakte einzuschränken, der Beruf wird zu ihrem einzigen Lebensinhalt.
Im fortgeschrittenem Stadium schwappt dieser Zustand aber um und die früher noch so fleißigen „Arbeitsbienen“ und Perfektionisten stechen durch vermehrten Rückzug aus Situationen, die früher für die Betroffenen sehr wichtig gewesen wären, Aufgabe von Lebenszielen, Schuldgefühle, Minderung des Selbstwertgefühls, Desorganisation, Unsicherheit, sinkende Arbeitsleistung usw. hervor.
Noch ausgeprägter wird das Burnout-Syndrom, wenn körperliche Beschwerden wie beispielsweise Schlafstörungen, Kreislaufprobleme, Essstörungen, Schwächung des Immunsystems, Verdauungsprobleme, teilweise sogar Geschwüre im Magen-Darm-Trakt auftreten.
Letztendlich kommt es dann im Endstadium des Burnout-Syndroms zu Verzweiflung. Man fühlt sich hilflos, ist dem Leben gegenüber negativ eingestellt und sieht keinen Perspektiven mehr. Dieser Zustand führt nicht selten zum Suizid.
Auch, wenn die Erkrankung Gott sei Dank nicht immer mit dem Tod endet, führt sie häufig zu gravierenden, existenziellen Folgen wie Langzeitkrankschreibung, Arbeitsunfähigkeit, Frühverrentung oder gar Arbeitsplatzverlust.
Was können wir tun, damit wir nicht in den Teufelskreis des Burnout-Sydroms geraten bzw. wieder raus kommen.
Alle, die schon mittendrin stecken,müssen dringend ärztliche Hilfe annehmen und eine Psychotherapie anstreben.
Prophylaktisch sollte alle, die zu der Risikogruppe gehören das „Nein“-Sagen lernen ohne Schuldgefühle,auf die Körperbedürfnisse achten, versuchen übertriebenen Perfektionismus abzulegen, die eigenen Körperbedürfnisse wahrnehmen, sich Zeit für ein Hobby nehmen, mal ganz ohne Streß Freizeit und Urlaub genießen, seiner eigenen Person mehr Wertschätzung entgegenbringen (nicht auf die Anerkennung von anderen warten), gesund essen und sich Zeit für Essen nehmen, regelmäßig am Tag kleinere Pausen einlegen, evtl. Entspannungstechniken erlernen z.B. Yoga.
Ich weiß, es klingt alles sehr nett und einfach, ist aber nicht immer mit unserm Schichtdienst vereinbar und außerdem ändert nicht viel an der Struktur des Arbeitsplatzes. Ich bin aber der Meinung, dass man durch eine positive Veränderung der Persönlichkeit viel entspannter und belastbarer auch im beruflichem Umfeld wäre. Also, denkt auch mal an euch, betreibt regelmäßig „Selbstpflege“ und versucht nach und nach das Helfersyndorm abzulegen. Ganz wichtig ist aber auch, dass man im eigenem Team für evtl. Burnout-Anzeichen sensibel wird und die betroffenen Kollegen möglichst bald auf die Problematik anspricht und ihnen mögliche Lösungswege aufzeigt.

* Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Burnout

6 Gedanken zu „Burnout-Syndrom in Pflegeberufen“

  1. ich habe überhaupt keine lust mehr auf diesen beruf. ich habe das gefühl auch nach längerer freizeit überhaupt keinen erholungswert mehr zu haben. ich suche schon seit jahren nach einem ausweg,nach einer alternative aber ich finde einfach nichts.kurz, ich bin verzweifelt….

  2. Hallo Edith,
    Sie stellen die Problematik mit Ihrem beruflichen Hintergrund sehr deutlich dar. Ein großes Problem ist m. E., dass viele die Anzeichen für einen Burnout nicht als solche erkennen und dadurch schon relativ „tief drinhängen“ wenn die Erkenntnis kommt. Aus meiner jahrelangen Erfahrung als Heilpraktiker ist für mich die Persönlichkeitsstruktur ein entscheidendes Kriterium für das abgleiten in das Burnoutsyndrom – das kenne ich aus eigener Erfahrung.

    Helmut Tietz

  3. Das Burnout-Syndrom ist stark verbreitet in Berufen, in denen Schichtdienst geleistet wird. Zu den eh schon hohen Arbeitsbelastungen kommen meist noch personelle Einsparungen hinzu. Diese vielen kleineren und auch größeren Faktoren summieren sich dann und führen schlussendlich zum körperlichen und seelischem Aus.
    Ich fand ihren Artikel sehr interessant.

  4. Nach den Erkenntnissen deutscher Betriebskrankenkassen ist jeder zweite Arbeitnehmer in unserem Land von Burnout bedroht

    Allein erziehende Mütter mit Vielfachbelastung, Selbständige ohne die Möglichkeit, zu delegieren oder Hausfrauen, die Familie, Haushalt, Kinder und womöglich die Pflege der Eltern managen dürften mindestens in gleichem Maße bedroht sein.

    Doch leider ist das Bewusstsein für das Thema Burnout in vielen deutschen Unternehmen – und dazu gehören heute pikanter Weise auch die Kliniken und Krankenhäuser – noch restlos unterentwickelt.

    Noch immer werden präventive Maßnahmen mit dem Argument der Kosten beiseite gewischt, obwohl ein Mitarbeiter, der wegen eines Burnout ausfällt, natürlich ein Vielfaches an Kosten verursacht.

    Von den menschlichen “Kosten” ganz zu schweigen!

    Bleibt zu hoffen, dass derartige, Veröffentlichungen und Blogs dazu beitragen, genau dort mehr Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen, wo es am wichtigsten ist:
    Bei der Klinikleitung!

  5. Fatal in der Krankenpflege für alle Beteiligten, kann man den Pflegeberuf wirklich niemandem mehr empfehlen weil die Pflegenden ihren eigentlich schönen Befruf nicht mehr ausüben können…?
    Bin völlig im burn out und hätte gerne Kontakte zu Betroffenen

  6. Ja, hallo Ihr Betroffenen da draußen! Bin 53, möchte & kann nicht mehr! Hab so einiges miterlebt! Sitze gerade beim Arzt und möchte mich krankschreiben lassen! Hab mich woanders beworben und hoffe das wird klappen! Ich werde nie wieder in ein Krankenhaus zurückkehren( Ausnahme als Patient, hoffentlich nicht!!!) Hab gegen Windmühlen gekämpft und mich wollte sogar schon der Betriebsrat abwerben! Ändert was! Versucht es auf jeden Fall!

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