Die Gemeindeschwester kehrt zurück

Besonders in den ländlichen Gegenden der früheren DDR, war es damals Gang und Gebe so genannte Gemeindeschwestern zur hausärztlichen Entlastung einzusetzen. Sie standen in unmittelbaren Kontakt mit den behandelnden Ärzten und den bedürftigen Gemeindemitgliedern . So etwas wie Sozialstationen gab es noch nicht. Also machte die Sr. Hausbesuche und führte die Verordnungen des Arztes aus. Sie kontrollierte die verordneten Medikamente, die Vitalparameter, stellte Rezepte aus und nahm bei Bedarf Blut ab. Immer ein offenes Ohr für die Bedürfnisse des Patienten.

Die bekannteste Gemeindeschwester war wohl Sr. Agnes, zu bewundern im DDR-Fernsehen, wenn sie auf ihrem Moped von Haus zu Haus tuckerte um die Kranken und Alten zu besuchen und bei Bedarf zu helfen. Seit einigen Jahren beschäftigen sich nun wieder diverse Organisationen mit diesem, fast vergessenem Phänomen. In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt laufen bereits seit geraumer Zeit Pilotprojekte, die das wieder aufleben von „Sr. Agnes“ bewirken sollen.
Die Universität Greifswald (Institut für Community Medicine) und der Fachbereich Gesundheit und Pflege der Hochschule Neubrandenburg haben die Organisation „Gemeindeschwester AGnES“ ins Leben (zurück) gerufen. Das Pilotprojekt wird von ihnen begleitet und lautet ausgesprochen: arztentlastente gemeindenahe E– Health- gestützte, systemische Intervention.
Die AGnES -Sr./Pfl. sind ausgestattet mit Auto, Bildtelefon und internetfähigem Laptop. Eine Kommunikation mit dem behandelnden Arzt ist also jederzeit möglich. Die Hilfe kommt hauptsächlich denen zu gute, welche sehr abgelegen wohnen, oder für die, denen der Weg zum nächsten Arzt zu beschwerlich ist.

Laut dem aktuellen Beschluss des Bundestages über das Pflegeweiterentwicklungsgesetz, vom 18. März 2008, sowie der Aussage von Wolfgang Tiefensee (SPD): „Aus dem bisherigem Modellversuch kann nun die Regel werden.“, steht der Gemeindeschwester rechtlich nun also nichts mehr im Wege.
Die schrittweise Einführung bezieht sich vorerst nur auf die oben genannten Bundesläder. Außerdem gibt es immer noch Gegenstimmen. Zum Beispiel die Pflegedienste, welche sich nun Gedanken um ihren Fortbestand wegen dem damit evtl. verbundenen Patientenrückgang machen. Anders als diese, unterstützt die „AGnES“ jedoch die Ärzte, nicht aber die Patienten bei der Pflege und entlastet somit nur die überfüllten Wartezimmer der Praxen. Notarzteinsätze seien bereits in den Testgebieten deutlich zurück gegangen. Und auch sonst wird allgemein eine eher positive Bilanz gezogen. Was Pflegedienst und Ärzte nicht tun oder abrechnen können übernimmt die Gemeindeschwester.

Vielleicht für einige von uns interessant, ist evtl., dass es nun eine Fachweiterbildung zu diesem „neuem“ Berufszweig gibt. Den Titel Telegesundheitsschwester/-pfleger oder auch Gemeindeschwester kann man nun offiziell in einer Weiterbildung erwerben. Sie enthält Themengebiete wie: Altenpflege, Versorgungsforschung, Epidemiologie, Prävention, Telemedizin, Dokumentation und Praxisorganisation. welche in 265 Theoriestunden, gefolgt von einem 12 wöchigen Praktikum in einer Hausarztpraxis, übermittelt werden sollen.

Also viel Spass ihr zukünftigen Gemeindeschwestern!Verwirklicht eueren Traum!

Hier wie versprochen, Sr.Agnes on tour !   🙂 mucki

11 Gedanken zu „Die Gemeindeschwester kehrt zurück“

  1. Hallo,
    ich bin die Neue 😉
    Hab da mal ne Frage zu den Gemeindeschwestern. Weiß irgendjemand etwas Neues darüber, ob es mittlerweile eine solche FB- Möglichkeit gibt und wenn ja wo?

    Meine letzte Info darüber ist vom 21. Oktober 2008. Da fand wohl eine Art Abschlusskonferenz statt zu dem Modellprojekt. Es soll wohl (hoffentlich!!!) ausgeweitet werden.

    Wäre schön, wenn jemand Infos für mich hätte. Will endlich wieder was (berufliches) tun…

  2. Hallo Nibiru!
    Schön das du uns gefunden hast.
    Deiner Frage komme ich sehr gerne nach.Jedoch gibt es bezüglich der Gemeindeschwester noch nichts neues.Siehe aktueller Artikel. 😉
    Ich hoffe dir ab 31.10.,spätestens 1.11. etwas konkreteres mitteilen zu können,erfährst es jedenfalls sofort!Also noch ein bisschen Geduld.
    Bis dann Mucki

  3. Das examinierte Pflegepersonal (u.a.eines meiner vielen Berufe) sollte die Chance nutzen, sich bei dem o.g. Projekt neu zu positionieren. Die Gemeindeschwester gab es in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und sie hatte eine neben der Krankenpflege zahlreiche soziale Aufgaben, besonders in kleinen Gemeinden.
    Die Krankenpflege ist anspruchsvoller geworden und wird in den kommenden Jahren durch AAL mehr technisiert, aber auch erleichtert. Auf diese anspruchsvolleren Tätigkeiten muss sich das Pflegepersonal einstellen und auch gegenüber der Gesellschaft eine bessere Ausbildung und ein besseres Gehalt einfordern. Es geht nicht an, dass dieser Beruf weiterhin so schlecht bezahlt wird und auch die Ausbildung vom Niveau her sehr unterschiedlich ist.

  4. Hallo,wer kann mir bei helfen!!!! Möchte die Weiterbildung als „Gemeindeschwester“ absolvieren. Wo kann ich diese in Thüringen machen?

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