Diätpflaster, LTX und der Ramadan…

Während des Fastenmonats Ramandan, der in diesem Jahr am 1. September beginn, nehmen gläubige Muslime vor Sonnenaufgang eine Mahlzeit zu sich und fasten dann bis zum Sonnenuntergang.
Das ist eine sehr lange Zeit, in der man nichts essen und trinken darf. Nun sollen Diätpflaster, die den Appetit zügeln, das Hungern erleichtern.
Nach Meinung des obersten Beraters der Muslime Mehmet Baris ist nichts gegen die Anwendung dieses „Hilfsmittels“ einzuwenden, da der Wirkstoff über die Haut aufgenommen und nicht gegessen oder getrunken wird. Ziel des Fastens ist eine körperliche Selbstbeherrschung zu erlangen sowie Opferwillen und Mitgefühl mit den Armen zu fördern.
In diesem Zusammenhang fällt mir prompt eine Geschichte aus der Praxis ein.

Ich habe vor einigen Jahren einen türkischen Patienten nach einer Lebertransplantation betreut. Das Problem dabei war, es war genau die  Zeit des  Ramadan und  der LTX-Patient ein wirklich streng gläubiger Moslem sowie außerdem auch noch ein Diabetiker mit extrem schwankenden Blutzuckerwerten. Ich kann euch sagen, das war vielleicht ein Spaß! Wie verabreicht man einem Patienten, der zwischen Sonnenaufgang und -untergang fastet, lebenswichtige Medikamente wie beispielsweise Immunsuppresiva, Insulin oder wie bringt man ihn zum Essen bei einem Unterzucker. Ich habe meine ganze Energie und Überzeugungskraft eingesetzt um diesem Patienten  den Ernst der Lage, in der er sich zweifellos befand, klarzumachen. Vor lauter Verzweiflung habe ich damals sogar einige „motivierende Sätze“ in der türkischen Sprache gelernt; leider ohne Erfolg! Sämtliche Appelle an seine fehlende Krankheitseinsicht und Vernunft sowie zahlreiche Gespräche mit Angehörigen sind gescheitert.
Der Patient hat sein Ramadan ca. zwei Wochen mit aller Sturheit und Gewalt durchgezogen bis sich sein Zustand zunehmend verschlechterte und seine Laborwerte alles andere als unauffällig waren. Erst dann hat die Familie den „Obersten zuständigen Muslem“ um Erlaubnis gebeten, die Medikamente zu den üblichen Zeiten einnehmen zu dürfen. Das war dann aber auch alles, bezüglich der Nahrungsaufnahme ließ sich der gläubige Patient mit der „neuen Leber“ nicht umstimmen.

Ich akzeptiere wirklich ohne Ausnahmen alle religiösen Einstellungen mit den dazugehörigen Ritualen, aber man sollte sie mit Vernunft ausleben. Es gibt manchmal wichtige Situationen oder Lebensumstände wie z.B. den ungestörten Genesungsprozess nach einer großen Operation, in denen festgefahrene religiöse Sitten zweitrangig sein sollten.

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